Hybrides Projektmanagement

von | 12.07.2023

Der richtige Methoden-Mix aus agil und klassisch

Du bist auf dem Weg in Dein nĂ€chstes Projekt? Attacke! Doch welche methodische Vorgehensweise eignet sich fĂŒr die Umsetzung am besten? Die richtige Grundlage bieten passende Projektmanagement-Methoden. Besonders agile Modelle scheinen hier im Trend zu liegen. Doch sind sie immer die passende Lösung?

Klassisches Projektmanagement (bzw. Projektmanagement-Methoden) gilt zwar als „angestaubt“, hat sich aber ĂŒber Jahre bewĂ€hrt und sollte auch heute nicht komplett außen vor gelassen werden. Gerade in Projekten mit unterschiedlichen Anforderungen, Chancen und Risiken passt ein individuell ausgewĂ€hlter Methoden-Mix aus agil und klassisch am besten. Willkommen im hybriden Projektmanagement!

Das Beste aus zwei AnsÀtzen verbinden

Eine Aufgabe des Projektleiters bzw. Managements besteht u.a. darin, das passende Werkzeug fĂŒr Projekt und Team zu finden. Beim hybriden Modell, als „state of the heart“, interagieren traditionelle und agile Methoden im Zusammenspiel, um ein Projekt gemeinsam, erfolgreich umzusetzen.

Was ist hybrides Projektmanagement? Welche Vor- und Nachteile entstehen fĂŒr Organisationen? Und wann eignet sich welcher Ansatz am besten? Dazu ein Überblick ĂŒber klassische, agile und hybride Methoden im Projektmanagement-Alltag.

  1. Definition: Hybrides Projektmanagement
  2. Warum ist das hybride Modell sinnvoll?
  3. Agiles vs. klassisches Projektmanagement
  4. Hybride Projektmanagement-Methoden – einige Beispiele
  5. Rollenverteilung im hybriden Projektmanagement
  6. Vor- und Nachteile im hybriden Modell
  7. Fazit: Klassisch und agil schließen sich nicht aus
Ein Team setzt am Tisch einzelne PuzzlestĂŒcke zusammen

Im hybriden PM interagieren agile und klassische Methoden

1. Definition: Hybrides Projektmanagement

Hybrides Projektmanagement ist ein relativ neuer Begriff im Projektmanagement und beschreibt die Kombination aus unterschiedlichen Projektmanagement-Methoden. Dabei werden Elemente aus dem klassischen und agilen PM vereint, die gut zum jeweiligen Projekt passen. Projektmanager nutzen hierbei die Vorteile beider AnsÀtze, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.

Schon gewusst? Erst 2017 wurde der Begriff des „Hybriden Projektmanagements“ erstmalig von Holger Timinger erwĂ€hnt. Er beschreibt PM-Methoden, die individuell zur Aufgabe passen.

Warum ĂŒberhaupt Projektmanagement?

Im heutigen Unternehmensalltag werden Projekte immer komplexer. HĂ€ufig wird nicht nur ein einzelnes Projekt, sondern mehrere parallel bearbeitet. Mit dem richtigen Projektmanagement behalten Projektleiter und Beteiligte eine bessere Übersicht ĂŒber laufende Projekte, ein konkretes Zeitmanagement und benötigte KapazitĂ€ten – wie beispielsweise Mitarbeiterauslastung und vorhandene Arbeitsressourcen.

Durch die konkrete Planung wird fĂŒr einen termingerechten, erfolgreichen Abschluss des Projekts gesorgt. Mithilfe unterschiedlicher Methoden werden Chancen und Risikofaktoren besser eingeschĂ€tzt, sodass eine gewisse Erfolgssicherheit entsteht.

„Projektmanagement wird als Managementaufgabe gegliedert in Projektdefinition, ProjektdurchfĂŒhrung und Projektabschluss. Ziel ist, dass Projekte richtig geplant und gesteuert werden, dass die Risiken begrenzt, Chancen genutzt und Projektziele qualitativ, termingerecht und im Kostenrahmen erreicht werden.“ – Gabler Wirtschaftslexikon

2. Warum ist das hybride Modell sinnvoll?

Schwierigkeiten im klassischen Projektmanagement

Klassisches Projektmanagement ist hĂ€ufig mit einer aufwendigen Planung verbunden, da einzelne Projektphasen von Anfang an feststehen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass neue Ideen sowie Kunden- und StakeholderwĂŒnsche in spĂ€teren Projektabschnitten nicht mehr beachtet werden. Gerade heutzutage Ă€ndern sich die Anforderungen und MĂ€rkte schnell – da kann das traditionelle PM problematisch werden.

Klassische PM-Methoden sind in den meisten Unternehmen fest etabliert. Durch die starren, hierarchischen Strukturen fehlt vielen Projekten allerdings die nötige FlexibilitĂ€t, die vor allem in komplexen Projekten notwendig ist. Projekte werden in immer kĂŒrzeren Zyklen umgesetzt, Innovationen entwickelt und Produkte schneller auf den Markt gebracht. Um bei diesem Tempo den Anschluss nicht zu verlieren, reichen klassische Methoden hĂ€ufig nicht mehr aus. Warum eigentlich?

Modernes Arbeiten verÀndert AblÀufe im Projekte

Die Art der Arbeit hat sich in den letzten Jahren durch New Work grundlegend verĂ€ndert. Immer wichtiger wird ein ortsunabhĂ€ngiges Arbeiten, wie etwa aus dem Home Office oder auch eine mögliche flexible Einteilung der Arbeitszeit in Remote Work. Auch das hybride Arbeiten wird immer beliebter. Mitarbeiter erhalten mehr Eigenverantwortung und können bzw. mĂŒssen sich nach Deinen BedĂŒrfnissen selbststĂ€ndig organisieren.

Eine junge Frau arbeitet im Home Office und ist fröhlich

Projektbeteiligte schÀtzen die Arbeit aus dem Home Office oder in Remote

3. Agiles vs. klassisches Projektmanagement

Klassisches PM
Agiles PM
  • Planungssicherheit
  • Regelkonform
  • Feste Strukturen
  • Kontrolliert
  • Klares Ziel
  • Änderungen flexibel
  • AnpassungsfĂ€hig
  • Offen
  • UnabhĂ€ngig
  • Schnell

Klassische Projektmanagement-Methoden

Klassische Methoden haben einige Vorteile, sind allerdings – fĂŒr sich alleinstehend – durch ihre starren Strukturen nicht mehr zeitgemĂ€ĂŸ. Dennoch profitieren Projekte vor allem von der hohen Planungssicherheit und der klaren Zieldefinition. Ganz nach dem Leitspruch: Safety First!

4 klassische Beispiele

  1. Wasserfallmodell: Die Wasserfall Methode ist ein lineares Planungsmodell, das in aufeinanderfolgenden Projektphasen gegliedert ist. Jede der Phasen hat einen festen Start- und Endtermin, in denen Aufgaben und Zwischenergebnisse gesetzt werden. Anforderungen und AblÀufe werden in jeder Phase relativ prÀzise beschrieben.
  2. PRINCE2: PRINCE2 (Projects in Controlled Environments) steht fĂŒr „Projekte in kontrollierten Umgebungen“. Es setzt Rahmenbedingungen fĂŒr ein Projekt, durch die Aufteilung großer Projekte in kleinere, kontrollierbare Stufen. Wichtig ist hier die grĂŒndliche Analyse der Strukturierung, KapazitĂ€tsplanung und KostenschĂ€tzung.
  3. V-Modell: Das V-Modell ist eine Weiterentwicklung des Wasserfallmodells und setzt auf aufeinanderfolgende Projektphasen. ErgĂ€nzend dazu wird analysiert, in wie weit die einzelnen Phasen miteinander interagieren können. Den Entwicklungsphasen werden Testphasen gegenĂŒbergestellt, um schon in den frĂŒhen Phasen die QualitĂ€t zu sichern.
  4. Spiralmodell: Auch das Spiralmodell basiert auf der Wasserfall Methode. Allerdings sind die Aufgaben im Gegensatz dazu nicht linear gestaltet. Die einzelnen Phasen werden zyklisch durchlaufen und regelmĂ€ĂŸig kontrolliert, um Fehler zu beheben und Risiken zu minimieren.

Agile Methoden im Projektmanagement

Gerade im modernen Arbeitsalltag sind klassische Methoden – allein durch ihre geringe FlexibilitĂ€t fĂŒr VerĂ€nderungen – nicht mehr sinnvoll. Durch die ErgĂ€nzung agiler Methoden können Projekte leichter auf Änderungen reagieren.

4 agile Beispiele

  1. Scrum: Scrum ist ein agiles Vorgehensmodell, das die Projektlaufzeit eines Projekts in Etappen unterteilt. Die sog. Sprints entwickeln innerhalb von 2-4 Wochen funktionsfÀhige Zwischenprodukte in iterativen Zyklen, die auf Grundlage des Feedbacks weiter erarbeitet werden.
  2. Design Thinking: Im Design Thinking-Prozess werden in interdisziplinÀren Teams Probleme gelöst und Ideen gefunden. Das Projekt wird anhand des Feedbacks und Tests nach verschiedenen Schleifen optimiert, um ein zufriedenstellendes Produkt zu erhalten.
  3. Lean: Im Lean Modell werden Aufwand und Ertrag absolut optimiert, um keine Ressourcen unnötig zu verschwenden. Im Mittelpunkt stehen Werte aus Sicht der Kunden und eine sinnvolle Preiseffizienz.
  4. Kanban: Kanban ist, neben Scrum, die am weitesten verbreitete agile Methode im Projektmanagement. Das Kanban Board ist dabei traditionell in drei Spalten unterteilt: In geplante Aufgaben, aktive Aufgaben, an denen gerade gearbeitet wird und abgeschlossene Aufgaben. Durch die FlexibilitÀt können die Spalten an das jeweilige Projekt angepasst werden.

4. Hybride Projektmanagement-Methoden – einige Beispiele

Bei dem hybriden Modell muss nicht zwischen agil und klassisch entschieden werden. Die Kombination der Methoden kann ganz individuell an das jeweilige Projekt angepasst werden. Auch im Prozessmanagement ist eine Kombination der Methoden sinnvoll. Wir haben einige mögliche Kombinationen und Vorgehensmodelle im Überblick.

Wasserfallmodell und Scrum

Die Basis dieser Kombination ist die Wasserfallmethode mit ihren einzelnen vordefinierten Projektphasen. Mit Scrum kann in einer Phase – meistens bei der Implementierung des Entwurfs – mithilfe von Sprints auf Basis des Feedbacks ein funktionsfĂ€higes Zwischenprodukt etabliert werden.

Wasserfallmodell mit implementierten agilen Scrum

Beispiel: Scrumban

Beim „Scrumban“ – Scrum und Kanban – interagieren zwei agile Methoden miteinander. Eingesetzt wird ein Kanban Board mit dem Ablauf und der Verteilung wie im Scrum. Scrumban Boards geben eine strukturierte Übersicht ĂŒber den Workflow und optimieren zeitgleich Prozesse. Gesteigert werden Verantwortungsbewusstsein und Kommunikation – gleichzeitig wird mehr Leistung erzielt.

Mit einem Kanban Tool können Boards individuell angepasst und auf das eigene Projekt zugeschnitten werden. An einem Ort gesammelt sind Aufgaben, Dokumente und Kommentare von Projektbeteiligten. Mithilfe der passenden Projektmanagement-Software , wie beispielsweise factro, sind alle Beteiligten auf einem einheitlichen Stand. Mit den gesammelten Informationen entsteht anschließend automatisch eine Dokumentation.

The cross-project Kanban Board

Das projektbezogene Kanban Board in factro

Scrum und V-Modell

Bei diesem Modell starten die ersten Projektphasen mit der Scrum Methode und gehen dann in das V-Modell ĂŒber, um einen erfolgreichen Projektabschluss zu sichern. Durch diese Aufteilung wird die KreativitĂ€t der Teammitglieder gefördert und trotzdem mit einer hohen Planung verbunden.

Was hybride Projektmanager beachten mĂŒssen

Eine VerknĂŒpfung zwischen agilen und klassischen Methoden wird fĂŒr Projektmanager immer wichtiger. Sie schaffen ein Bewusstsein fĂŒr hybrides denken und verankern das im Arbeitsalltag. Dabei ist eine transparente Kommunikation im Team die Grundlage fĂŒr eine erfolgreiche Umsetzung.

Die Schwierigkeit fĂŒr hybride Projektmanager liegt in der Entscheidung ĂŒber die eingesetzten Methoden. Es gibt kein Rezept, welches vorschreibt, was bei welchem Projekt zu tun ist. Orientiert wird sich an den vorgegebenen Zielen und Bedingungen im Projektumfeld.

5. Rollenverteilung im hybriden Projektmanagement

Im traditionellen PM besteht das Projektteam aus einer Projektleitung und dem Projektteam. Die Projektleiter sind dabei im Kontakt mit Auftraggebern sowie Stakeholdern und behalten die Planung und Steuerung des Projekts stets im Blick. Teammitglieder setzen Projektaufgaben um und halten die zeitlichen Rahmenbedingungen dafĂŒr ein.

Der Ansprechpartner fĂŒr Auftraggeber und Stakeholder im agilen PM ist der Product Owner – gleichzeitig ist er auch die erste Anlaufstelle fĂŒr Teammitglieder bei auftretenden Problemen. NĂ€her an der Projektarbeit ist der Scrum Master. Er sorgt fĂŒr eine effiziente Arbeitsweise im Team und trĂ€gt die Verantwortung zur Einhaltung der vereinbarten Aufgaben. Das Projektteam selbst ĂŒbernimmt Aufgaben eigenverantwortlich und dokumentiert den Verlauf eigenstĂ€ndig. Weder Product Owner noch Scrum Master sind Vorgesetzte des Teams.

Und welche Rollen passen nun zum hybriden Projektmanagement?

Sicher ist, Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten sollten von Beginn an festlegt sein. Zusammen können Projektbeteiligte entscheiden, welche Rollenverteilung am besten zum jeweiligen Projekt passt. Das kann sowohl eine klassische als auch agile Verteilung sein.

Drei Frauen sitzen vor ihren Laptops und lachen gemeinsam

Die Rollen im hybriden PM können sowohl nach dem klassischen als auch agilen Projektmanagement verteilt werden

6. Vor- und Nachteile im hybriden Modell

Vorteile im hybriden Projektmanagement

Den großen Vorteil beim hybriden Projektmanagement bietet die individuelle und passgenaue Lösung fĂŒr Dein Projekt. Dabei gibt es unzĂ€hlige Kombinationsmöglichkeiten, die flexibel und unabhĂ€ngig von der GrĂ¶ĂŸe, den Anforderungen und der Branche einsetzbar sind.

Fokussiert wird sich auf KundenbedĂŒrfnisse, eine flexible Reaktion auf Aufgaben und unvorhergesehene Ereignisse, ohne auf eine gewisse Planungssicherheit verzichten zu mĂŒssen. ZusĂ€tzlich werden Prozesse optimiert, Ressourcen gespart und langfristig eine effizientere Arbeitsweise gefördert.

Nachteile im hybriden Projektmanagement

Nachteilig ist der hohe zeitliche Aufwand, um die „richtige“ Methoden zu etablieren. Eine große Projektmanagement-Kenntnis des Projektleiters wird vorausgesetzt. Er entscheidet anhand der Anforderungen an das Projekt, welche Methode passend ist. Dabei ist nicht zu unterschĂ€tzen: Auch alle Projektbeteiligten mĂŒssen mit den verwendeten Methoden vertraut gemacht werden.

Letztendlich sind die vielen Vorteile der Grund dafĂŒr, dass sich hybrides Projektmanagement immer weiter in unseren Unternehmensalltag etabliert.

7. Fazit: Klassisch und agil schließen sich nicht aus

Klassische Methoden scheinen im heutigen Unternehmensalltag im ersten Moment „altbacken“ zu sein. Doch das muss nicht zwangslĂ€ufig stimmen. Denn trotz der zunehmenden AgilitĂ€t in vielen Branchen kann und sollte auf traditionelle Methoden nicht ganz verzichtet werden. Denn auch die „Klassiker“ bringen wichtige Eigenschaften fĂŒr ein erfolgreiches Projektmanagement mit. Letztendlich wĂ€hlt hybrides Projektmanagement den besten Weg fĂŒr das eigene Projekt.

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Vivien-Jana Gaida

Vivien-Jana Gaida recherchiert und schreibt fĂŒr den factro Blog ĂŒber aktuelle Tools und Trends. Nach ersten Erfahrungen beim Handelsblatt und der Wirtschaftswoche, ist sie nun Teil des Marketing-Teams bei factro. Auf dem factro Blog teilt sie ihr Fachwissen ĂŒber die moderne Arbeitswelt, Digitalisierung, Projektmanagement- und Collaboration-Software.