Netzplantechnik im Projektmanagement – einfach erklĂ€rt

von | 01.03.2024

AblÀufe in Projekten prÀzise organisieren

Sie ermittelt die Dauer sowie Gesamtpuffer eines Projekts, deckt kritische Aufgaben auf und entwickelt strategische AblĂ€ufe: Wovon genau die Rede ist? Na, von der Netzplantechnik! Die Netzplantechnik ist eine Methode aus der Beschaffung und Produktion – wird allerdings auch hĂ€ufig im Projektmanagement verwendet.


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Der Netzplan ĂŒberblickt die Zeitplanung

Gerade die Planung großer Projekte kann schnell zur Herausforderung werden: Welche VorgĂ€nge sind zu erledigen? Wann muss welche Aufgabe abgeschlossen sein? Und ach ja, dann ist der Teamkollege noch im Urlaub…

Das alles sind Faktoren, die der Netzplan in der Netzplantechnik ĂŒberblickt. Wir klĂ€ren: Was ist eigentlich ein Netzplan? Ist der Aufwand fĂŒr die Planung sinnvoll? Und ist die Netzplantechnik ĂŒberhaupt notwendig, wenn Sie schon mit einem Projektmanagement-Tool arbeiten?

  1. Was ist Netzplantechnik?
  2. Netzplan erstellen – das sind die Bausteine
  3. Vorteile: Wozu dient die Netzplantechnik?
  4. Den kritischen Pfad ermitteln
  5. Fazit: Nur der Netzplan ermittelt Pufferzeiten
Zwei Personen sitzen vor einem Laptop

Auf einen Blick: Aufgaben, zeitliche AblÀufe, Arbeitsschritte und Meilensteine

1. Was ist Netzplantechnik?

Mit Hilfe der Netzplantechnik werden VorgĂ€nge in einen strategisch sinnvollen Ablauf gebracht. Das können Projekte, ProduktionsvorgĂ€nge oder einzelne AktivitĂ€ten sein – der Netzplan modelliert dabei die Reihenfolge. Durch die Start- und Endzeiten berechnet der Plan VorgĂ€nge, Pufferzeiten und die Gesamtdauer eines Projekts.

Netzplantechnik Beispiel

Der Netzplan im Projektmanagement ist ein aufwendiges, kann aber auch ein hilfreiches Instrument sein, um AblĂ€ufe prĂ€zise zu organisieren und betriebliche Prozesse korrekt abzubilden. Es ist möglich, gesamte Projekte, Teilprojekte oder auch nur Aufgaben in einem Netzplan zu projizieren. Diese „TeilnetzplĂ€ne“ können im Projektverlauf vernetzt und aufeinander abgestimmt werden.

Ein typischer Netzplan in der Netzplantechnik

Ein Netzplan Beispiel: Im Projekt stellt er die Vernetzungen grafisch dar und bietet Projektbeteiligten eine einfach Übersicht ĂŒber VorgĂ€nge und AblĂ€ufe

Das kann der Netzplan konkret

  • VorgĂ€nge vernetzen und grafisch darstellen
  • AbhĂ€ngigkeiten zwischen Teilschritten festhalten (z.B. VorgĂ€nger und Nachfolger)
  • Gesamte Projektdauer ermitteln
  • Dauer der jeweiligen Aufgabe ĂŒberblicken
  • Grundlage fĂŒr eine Zeit- und Terminplanung im Projekt
  • Ermittlung des kritischen Pfads
  • Pufferzeiten herausfinden und einfacher ĂŒberschauen
  • Ressourcen- und KapazitĂ€tsplanung leichter organisieren

Definition: Was das Lexikon ĂŒber die „Netzplantechnik“ sagt!

„Mit „Netzplantechnik“ werden allgemein Verfahren zur Visualisierung, Planung, Steuerung und Überwachung komplexer AblĂ€ufe bezeichnet. Das bedeutendste Einsatzgebiet der Netzplantechnik ist das Projektmanagement; ihre Anwendung erfolgt heute zumeist computergestĂŒtzt.“ — EnzyklopĂ€die der Wirtschaftsinformatik

2. Netzplan erstellen – das sind die Bausteine

Mit der Netzplantechnik kannst Du also eine visualisierte Darstellung eines Projekts erstellen. Bei der Erstellung gibt es verschiedene Arten und Berechnungsmethoden – einfache Darstellungen bis hin zu komplexen Diagrammen. Vor dem Start sollten Ziele definiert und VorgĂ€nge festgelegt sein.

Elemente im Netzplan: Knoten, Pfeile, Puffer

Jedes Ereignis im Plan ist ein sogenannter Knoten. Diese Knoten sind durch Pfeile miteinander verbunden, die gleichzeitig die Beziehung zwischen den Arbeitsschritten zeigen – die Pfeile beantworten also die Frage: Welcher Arbeitsschritt ist von wem abhĂ€ngig? Das können zeitliche, fachliche, logische oder personelle AbhĂ€ngigkeiten sein.

In detaillierten PlĂ€nen werden außerdem die Zeiten fĂŒr eine Aufgabe, Puffer und frĂŒhester bzw. spĂ€tester Start- sowie Endzeitpunkt gesetzt.

Woraus besteht ein Knoten?

Bevor der Netzplan erstellt werden kann, mĂŒssen die VorgĂ€nge (sog. Knoten oder Vorgangsknoten) mit Informationen gefĂŒttert werden.

Knoten in der Netzplantechnik

Ein Knoten – also Vorgang im Projekt – beinhaltet mehrere Informationen zur Erstellung des Plans

Der Beispiel-Knoten ĂŒberblickt folgende Werte:

GP
Gesamtpuffer des Knotens, bevor ein zeitlicher Verzug eintritt.
FAZ
FrĂŒhester Anfangszeitpunkt des Arbeitsschritts
FEZ
FrĂŒhester Endzeitpunkt und damit Abschluss des Arbeitsschritts.
SAZ
SpÀtester Anfangszeitpunkt, zu dem der Prozess beginnen kann.
SEZ
SpĂ€tester Endzeitpunkt fĂŒr den Knoten.
PS
Prozessschritt: Der Knoten kann hier mit Zahlen und Buchstaben nummeriert oder nach belieben benannt werden.
D
Dauer des Prozessschritts.
FP
Freier Puffer: Das ist die Zeit, in der ein Abschlusstermin noch nicht beeinflusst wird.

In 4 Schritten einen Netzplan erstellen

Auf den ersten Blick erscheint das Erstellen eines Netzplans komplizierter als es eigentlich ist. Befolge dafĂŒr einfach diese vier Schritte:

1. Schritt: Knoten miteinander vernetzen

Im ersten Schritt wird geprĂŒft, welche Schritte miteinander verknĂŒpft sind und damit abgeschlossen sein mĂŒssen, bevor die nĂ€chste Aufgabe startet.

2. Schritt: VorwÀrtsterminierung

Die sogenannte VorwĂ€rtsterminierung setzt in den jeweiligen VorgĂ€ngen den frĂŒhesten Anfangs- bzw. Endzeitpunkt (FAZ bzw. FEZ). Heißt: An welchem konkreten Tag kann der Vorgang starten und enden.

3. Schritt: RĂŒckwĂ€rtsterminierung

Wie bei Schritt zwei werden hier die Tage fĂŒr die Aufgaben berechnet – nur, dass es diesmal um den jeweils spĂ€testen Anfangs- und Endzeitpunkt, also SEZ und SEZ, geht.

4. Schritt: Pufferzeiten der VorgÀnge berechnen

Im letzten Schritt kann nun aus SAZ und FAZ im einzelnen Knoten die Gesamtpufferzeit (GP) berechnet werden. Das ergibt die ZeitĂŒberschreitung, die zu keiner Verschiebung des Projektendtermins fĂŒhrt.

Team bespricht sich und hat Spaß

Die Berechnung der einzelnen Knoten funktioniert im Team schnell und einfach

3. Vorteile: Wozu dient die Netzplantechnik?

Ein großer Vorteil der Netzplantechnik ist die Visualisierung der AblĂ€ufe – auf einen Blick wird klar, welcher Vorgang zu welchem Zeitpunkt stattfindet und bei welchen Aufgaben es auf keinen Fall zu VerspĂ€tungen kommen darf. Das Diagramm bildet Prozesse und Meilensteine im Projekt ab, die sowohl fĂŒr die Projektbeteiligten als auch das Management und die GeschĂ€ftsfĂŒhrung wichtig sind.

Die Besonderheit: Es lĂ€sst sich frĂŒh erkennen, bei welchen Prozessen es zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann, die letztendlich zu Schwierigkeiten beim zeitlichen Abschluss des Projekts fĂŒhren können.

Sicherheit noch vor dem Projektbeginn schaffen

Um eine gewisse Sicherheit zu schaffen, können Pufferzeiten bei kritischen Prozessen in der Projektplanung integriert werden. Damit wird schon im Vorfeld agiert und nicht – wenn es hĂ€ufig schon zu spĂ€t ist – nur noch reagiert.

In der Netzplantechnik hat das Team die Möglichkeit, gemeinsam Termine festzulegen und zu koordinieren. Abwesenheiten von Projektbeteiligten werden noch vor Projektstart mit berechnet, sodass z. B. ein Urlaub im Nachhinein nicht zu Problemen fĂŒhrt.

Die Netzplantechnik beantwortet also Fragen wie:

  • Wo sollten Pufferzeiten eingelegt werden?
  • Wie viel Zeit benötigen die einzelnen Prozesse?
  • An welcher Stelle sollte Verzögerungen vermieden werden, sodass der Endtermin erreicht werden kann?
  • Was ist der frĂŒheste/ spĂ€teste Start- und Endzeitpunkt einer Aufgabe?
  • Welche Aufgaben mĂŒssen abgeschlossen sein, um mit den nĂ€chsten zu starten?
  • Wo sind AbhĂ€ngigkeiten?

Und wo liegen die Herausforderungen?

Eine Herausforderung ist der hohe Aufwand, der fĂŒr die Erstellung benötigt wird, da jeder Schritt einzeln beleuchtet werden muss. Änderungen und Anpassungen des Netzplans im Nachhinein können zusĂ€tzliche Arbeit verursachen. Deswegen ist gerade in komplexen Projekten die Umsetzung mit einer zusĂ€tzlichen Projektmanagement-Software – neben dem separat gefĂŒhrten Netzplan – sinnvoll.

Eine Gruppe erfolgreicher Mitarbeiterinnen im BĂŒro

In der Netzplantechnik können gemeinsame Termine der Projektbeteiligten besonders leicht geplant werden

4. Den kritischen Pfad ermitteln

Der kritische Pfad entsteht im fertigen Netzplan: VorgĂ€nge, bei denen es zu keiner zeitlichen Verzögerung kommen darf, – also bei denen die Gesamtpufferzeit gleich Null ist – werden verbunden.

Kritischer Pfad im Netzplan

Der kritische Pfad – hier in rot – zeigt die VorgĂ€nge ohne Pufferzeit

Es entsteht also ein „kritischer Weg“, der sich wie ein „roter Faden“ durch den Netzplan zieht und signalisiert „Achtung! Hier können Verzögerungen Probleme verursachen“.

Hier noch eine kurze Definition zum kritischen Pfad
„Der Kritische Weg ist der Weg von Anfang bis zum Ende des Netzplans, auf dem die Summe aller Pufferzeiten minimal wird. Ereignisse oder VorgĂ€nge, die auf dem Kritischen Weg liegen, erhalten ebenfalls die Bezeichnung “kritisch“.” — Projektmagazin

Man könnte also sagen, dass der kritische Pfad das Ziel des Netzplans ist. Klar, zum einen wird eine Übersicht ĂŒber das gesamte Projekt erstellt, aber zum anderen erhĂ€lt man auch eine Auflistung der Aufgaben, bei denen Verzögerungen besonders riskant sind. Denn schließlich wird die Netzplantechnik genau dafĂŒr eingesetzt, um mögliche Puffer zu ĂŒberblicken.

5. Fazit: Nur der Netzplan ermittelt Pufferzeiten

Mit der Netzplantechnik werden also KapazitĂ€ten, Strukturen und Zeiten ĂŒberblickt. Der Netzplan ist dabei ein hilfreiches Werkzeug, um die gesamte Dauer eines Projekts besser planen zu können. Außerdem werden ZusammenhĂ€nge und AbhĂ€ngigkeiten vom Anfang bis zum Ende eingesehen. Der kritische Pfad zeigt RessourcenengpĂ€sse sowie gefĂ€hrdete Endtermine auf.

Mit einem PM-Tool wird der kritische Pfad ganz automatisch mit Erstellen des Projekts angelegt, eine Vorlage brauchst Du also nicht. Im Tool ist der Pfad im Gantt-Diagramm wiederzufinden. Dort werden AbhĂ€ngigkeiten ebenfalls durch Pfeile markiert, die bei einer zeitlichen Verschiebung von der Software angepasst werden. Um allerdings die Pufferzeiten zu ermitteln und im Überblick zu halten, ist der Netzplan trotz Collaboration Tool unumgĂ€nglich.

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Vivien-Jana Gaida

Vivien-Jana Gaida recherchiert und schreibt fĂŒr den factro Blog ĂŒber aktuelle Tools und Trends. Nach ersten Erfahrungen beim Handelsblatt und der Wirtschaftswoche, ist sie nun Teil des Marketing-Teams bei factro. Auf dem factro Blog teilt sie ihr Fachwissen ĂŒber die moderne Arbeitswelt, Digitalisierung, Projektmanagement- und Collaboration-Software.