Feedback geben: Regeln und Methoden

von | 03.03.2024

Einmal Feedback bitte

In der Schule und der Uni, auf der Arbeit und auf Social Media – überall werden wir bewertet bzw. bewerten wir. Damit drücken wir aus, was uns gefällt, was besser laufen kann und können uns auch selbst reflektieren und weiterentwickeln. Doch wie geht eigentlich gutes Feedback? Und was ist der Unterschied zwischen kritisieren und Feedback geben?

Diese Fragen sowie Regeln und Methoden zur Umsetzung klären wir in diesem Artikel.

Eine Tafel auf der "Feedback" steht

So etablierst Du Feedbackregeln in Deinem Team

Was bedeutet “Feedback”?

Damit Du verstehst, was eigentlich hinter dem Begriff „Feedback“ steckt, schauen wir uns zunächst eine Definition des Dudens an. Laut diesem ist Feedback eine

“Reaktion, die jemandem anzeigt, dass ein bestimmtes Verhalten, eine Äußerung o. Ä. vom Kommunikationspartner, von der Kommunikationspartnerin verstanden wird [und zu einer bestimmten Verhaltensweise oder -änderung geführt hat].”

Oder viel einfacher: Rückmeldung.

Feedback ist also eine positive oder negative Rückmeldung an eine Person oder ein Team. Dies ist besonders gut für die Selbsteinschätzung: Sehe ich mich so, wie andere mich wahrnehmen?

Unterschied: Kritik vs Feedback

Kritik und Feedback werden oft in ähnlichen Kontexten verwendet, obwohl diese Wörter keine Synonyme sind. Andere Wörter für Kritik sind z.B. Tadel oder auch Beanstandung, für Feedback hingegen Rückmeldung oder Beurteilung. Das Wort “Kritik” ist eher negativ konnotiert, wohingegen Feedback für viele Menschen freundlicher klingt.

Eine weitere Art von Feedback ist die konstruktive Kritik. Jetzt ist Kritik also doch Feedback? Klar, denn konstruktive Kritik zielt, ähnlich wie das Feedback, darauf ab, positive Veränderungen herbeizuführen.

Was bringt Feedback?

Feedback ist also eine Rückmeldung an eine Person oder ein Team und kann sowohl negativ als auch positiv sein. Dabei soll es auf ein bestimmtes Verhalten, Handeln, Vorgehen etc. aufmerksam machen und über Gefühle und Bedürfnisse informieren. Das soll dazu dienen, Verbesserungen herbeizuführen oder den aktuellen Status beizubehalten.

Des Weiteren kann insbesondere positives Feedback die Mitarbeitendenmotivation steigern, dazu führen, dass ein besseres Vertrauensverhältnis entsteht und die Zusammenarbeit im Team verbessert wird.

Fehler & Feedbackregeln

Für das Geben sowie das Nehmen gibt es Feedbackregeln, an die Du Dich für ein erfolgreiches Gespräch halten solltest.

WWW-Regeln

Diese Regeln gelten für die Person, die Feedback gibt. Die drei Ws stehen dabei für

  • Wahrnehmung: “Ich habe beobachtet, dass…”
  • Wirkung: “Das wirkt auf mich…”
  • Wunsch: “Ich würde mir daher wünschen, dass…”

Dabei geht es vor allem darum, keine Vorwürfe, sondern Beobachtungen zu äußern. Dabei solltest du konkrete Beispiele äußern, also etwa: „Mir ist aufgefallen, dass es Dir im Moment schwer fällt die Deadlines einzuhalten, wie letzte Woche bei der Fertigstellung der Kundenmail.“ Zudem werden die drei Ws immer als Ich-Botschaften formuliert.

Zwei Personen sich an einem Tisch gegenüber und halten Kaffeetassen in der Hand

In einem Feedbackgespräch solltest Du bestimmte Regeln befolgen

Feedback geben: Fehler vermeiden

Die drei Ws gelten ganz allgemein für Feedback, das man ausdrücken möchte. Es gibt jedoch auch Feedbackregeln für das Geben und Nehmen, die Du beachten solltest.

  • Präsenzgespräch: Für ein gutes Feedback-Gespräch ist es am besten dies in Präsenz in einem 4-Augen-Gespräch zu tun. So werden Deine Worte zusätzlich durch Mimik und Gestik unterstrichen.
  • Konstruktiv: Auch bei emotionalen Themen ist es wichtig, konstruktiv und sachlich zu bleiben. Vermutungen sollten beispielsweise nicht geäußert werden.
  • Konkret: Das Feedback sollte möglichst konkret sein, das bedeutet, dass Du Dich zum Beispiel auf eine bestimmte Situation beziehen solltest und Referenzen nennen kannst, anhand derer Du Dein Feedback verdeutlichen kannst.
  • Zeitnah: Das Feedback zu einem Geschehen sollte immer zügig danach erfolgen. So stellst Du sicher, dass die Situation noch in Erinnerung ist und zugeordnet werden kann.
  • Tipps geben: Vielleicht warst Du einmal in einer ähnlichen Situation und hast Ideen, was helfen kann. Daher kannst Du der anderen Person auch Tipps mit an die Hand geben.
  • Empathisch: Um das Gespräch angenehm zu gestalten, solltest Du Dich in die andere Person hineinversetzen können. So kannst Du Dich auch im Vorfeld schon fragen, wie Dein Feedback ankommen wird.
  • Positiv: Bei negativem Feedback sollte ein Ausgleich hergestellt werden, das bedeutet auch Positives zu erwähnen gehört dazu.
  • Vorbereiten: Damit diese Regeln eingehalten werden, ist es hilfreich das Gespräch vorzubereiten und vorher zu planen, was und wie Du etwas sagen möchtest und dir Formulierungen zurechtzulegen.

Feedback annehmen

Eine (negative) Rückmeldung anzunehmen, ist nicht immer einfach, denn oftmals nehmen Menschen es zu persönlich.. Auch hier gibt es Feedbackregeln, die dabei helfen den Input zu verarbeiten und anzunehmen.

  1. Aktiv zuhören: Damit das Feedback richtig aufgenommen werden kann, solltest Du die andere Person stets ausreden lassen. Zum aktiven Zuhören gehören außerdem nonverbale Signale, die das Zuhören signalisieren.
  2. Fragen stellen: Falls Du etwas nicht richtig verstanden hast, solltest Du unbedingt Nachfragen stellen. Das zeigt Interesse und vermeidet Unklarheiten.
  3. Verarbeiten: Nach einem Feedbackgespräch kann es helfen, das Gesagte erstmal zu verarbeiten und zu reflektieren.
  4. Keine Rechtfertigung: Viele Personen neigen dazu, sich bei (vor allem negativem) Feedback rechtfertigen zu wollen. Dies sollte vermieden werden, da das Gespräch sonst zu stark ausufern und die Diskussion verschoben werden könnte.

Feedback-Methoden

Zu einer guten Mitarbeiterführung gehört auch Feedback geben. Dabei bilden die Feedbackregeln geben einen Rahmen für einen Gesprächsverlauf. Doch es gibt zusätzlich hilfreiche Methoden, mit denen Du ein erfolgreiches Gespräch führen kannst.

360-Grad-Feedback

Das 360-Grad-Feedback ist, wie der Name schon andeutet, eine Rundumbeurteilung. Das bedeutet, dass nicht nur Führungskräfte und die entsprechende Person zusammensitzen, sondern auch andere Mitarbeitende, die Teamleitung und die Person selbst einen Teil zum Feedback beitragen. Das funktioniert am besten mit Hilfe eines Fragebogens.

Dadurch werden mehrere Sichtweisen in Betracht gezogen, die ein aufschlussreiches Feedback bieten. Nicht zuletzt da zu Führungskräften und Teammitgliedern jeweils ein anderes Verhältnis besteht und eine andere Art der Zusammenarbeit stattfindet.

Klassisches Feedbackgespräch

Eine weit verbreitete Variante ist das Feedbackgespräch oder Mitarbeitergespräch, das regelmäßig z.B. einmal im Jahr stattfindet. Auch dabei zählt die Vorbereitung. Am besten wird der Termin ein paar Wochen vorher festgelegt, sodass sich beide Parteien vorbereiten können.

Das Gespräch sollte in verschiedene Abschnitte unterteilt werden. Zuerst steht die Analyse des Ist-Status und Feedback dazu an. Das heißt, es wird besprochen, was bereits erreicht wurde, wo der Arbeitsschwerpunkt liegt und was eventuell verbessert werden muss. Danach sollten Pläne für die Zukunft besprochen werden, also zum Beispiel welche Ziele erreicht werden sollen, aber auch Erwartungen. Zum Schluss kommen die persönlichen Wünsche und Entwicklungsoptionen an die Reihe.

Zwei Frauen sitzen einander zugewandt an einem Tisch

In einem Feedbackgespräch ist Empathie besonders wichtig

Fünf-Finger-Methode

Feedback geben kann natürlich nicht nur im 4-Augen-Gespräch stattfinden, sondern auch im gesamten Team. Beispielsweise nach einem Projekt. Für kleine bis mittelgroße Gruppen ist die Fünf-Finger-Methode besonders gut geeignet. Sie funktioniert ganz einfach und muss nicht vorbereitet werden. Die 5 Finger stehen dabei für 5 Fragen:

Daumen: Was fand ich super?

Zeigefinger: Was habe ich gelernt?

Mittelfinger: Was kann verbessert werden? Was lief nicht so gut?

Ringfinger: Was habe ich gelernt?

Kleiner Finger: Was kam zu kurz?

Diese Fragen können dann entweder nach und nach beantwortet oder gemischt kommentiert werden, um so einen Austausch anzuregen. Diese Methode kann auch dabei helfen die allgemeine Kommunikation am Arbeitsplatz zu verbessern.

Wie reagieren Menschen auf eine negative Rückmeldungen?

Ein Modell, das die Reaktion auf negatives Feedback beschreibt, ist das SARA-Modell. Es besteht aus den vier Phasen:

  • S-Shock (Schock): Die erste Reaktion auf negatives Feedback ist häufig eine Art Schock und das Ablehnen des Gesagten. In dieser Phase kommt es oft zu Rechtfertigungen.
  • A-Anger (Wut): Die zweite Phase ist dann Wut. Hier werden die äußeren Einflüsse verantwortlich für Fehler gemacht. Kritische Selbstreflexion findet in dieser Phase nicht statt.
  • R-Resistance (Widerstand): In der dritten Phase kommt es zum Widerstand gegen Veränderungen. Dabei werden häufig Ausreden benutzt, um diese zu vermeiden.
  • A-Acceptance (Akzeptanz): Die letzte Phase ist die Akzeptanz. Das Feedback wird nun anerkannt und Veränderungen können nun umgesetzt werden.

Bei jeder Person können diese Phasen unterschiedlich ablaufen, manche Phasen werden vielleicht übersprungen oder dauern mal länger, mal kürzer. Konstruktives Feedback kann diese Phasen jedoch abschwächen und verkürzen.

Fazit: Feedback geben, aber richtig

Feedback ist ein verlässliches Hilfsmittel, um Missverständnisse zu vermeiden, die Mitarbeitenden zu motivieren, Dinge zu verändern oder auch sich selbst weiterzuentwickeln. Feedback ist also nicht nur Kritik, sondern kann auch Lob sein.

Feedback geben und annehmen erfordert die Bereitschaft, sich auf ein Gespräch einzulassen. Mit Hilfe der WWW-Regeln, den passenden Rahmenbedingungen, sowie Empathie lässt sich ein Feedbackgespräch für beide Seiten angenehm gestalten und trägt dazu bei, dass das Feedback angenommen und umgesetzt wird. Vor allem wichtig ist dabei die Kommunikation auf Augenhöhe durch das Einhalten der Feedbackregeln.

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Sarah Rasch

recherchiert für den factro Blog und schreibt Artikel über die neusten Entwicklungen im Bereich Projektmanagement.