Feedback geben: Regeln und Methoden

von | 03.06.2024

Einmal Feedback bitte

In der Schule und der Uni, auf der Arbeit und auf Social Media – ĂŒberall werden wir bewertet bzw. bewerten wir. Damit drĂŒcken wir aus, was uns gefĂ€llt, was besser laufen kann und können uns auch selbst reflektieren und weiterentwickeln. Doch wie geht eigentlich gutes Feedback? Und was ist der Unterschied zwischen kritisieren und Feedback geben?

Diese Fragen sowie Regeln und Methoden zur Umsetzung klÀren wir in diesem Artikel.

Eine Tafel auf der "Feedback" steht

So etablierst Du Feedbackregeln in Deinem Team

Was bedeutet “Feedback”?

Damit Du verstehst, was eigentlich hinter dem Begriff „Feedback“ steckt, schauen wir uns zunĂ€chst eine Definition des Dudens an. Laut diesem ist Feedback eine

“Reaktion, die jemandem anzeigt, dass ein bestimmtes Verhalten, eine Äußerung o. Ä. vom Kommunikationspartner, von der Kommunikationspartnerin verstanden wird [und zu einer bestimmten Verhaltensweise oder -Ă€nderung gefĂŒhrt hat].”

Oder viel einfacher: RĂŒckmeldung.

Feedback ist also eine positive oder negative RĂŒckmeldung an eine Person oder ein Team. Dies ist besonders gut fĂŒr die SelbsteinschĂ€tzung: Sehe ich mich so, wie andere mich wahrnehmen?

Unterschied: Kritik vs Feedback

Kritik und Feedback werden oft in Ă€hnlichen Kontexten verwendet, obwohl diese Wörter keine Synonyme sind. Andere Wörter fĂŒr Kritik sind z.B. Tadel oder auch Beanstandung, fĂŒr Feedback hingegen RĂŒckmeldung oder Beurteilung. Das Wort “Kritik” ist eher negativ konnotiert, wohingegen Feedback fĂŒr viele Menschen freundlicher klingt.

Eine weitere Art von Feedback ist die konstruktive Kritik. Jetzt ist Kritik also doch Feedback? Klar, denn konstruktive Kritik zielt, Ă€hnlich wie das Feedback, darauf ab, positive VerĂ€nderungen herbeizufĂŒhren.

Was bringt Feedback?

Feedback ist also eine RĂŒckmeldung an eine Person oder ein Team und kann sowohl negativ als auch positiv sein. Dabei soll es auf ein bestimmtes Verhalten, Handeln, Vorgehen etc. aufmerksam machen und ĂŒber GefĂŒhle und BedĂŒrfnisse informieren. Das soll dazu dienen, Verbesserungen herbeizufĂŒhren oder den aktuellen Status beizubehalten.

Des Weiteren kann insbesondere positivs Feedback die Mitarbeitermotivation steigertn, dazu fĂŒhren, dass ein besseres VertrauensverhĂ€ltnis entsteht und die Zusammenarbeit im Team verbessert wird.

Die wichtigsten Feedbackregeln

FĂŒr das Geben sowie das Nehmen gibt es Feedbackregeln, an die Du Dich fĂŒr ein erfolgreiches GesprĂ€ch halten solltest.

  1. PrĂ€senzgesprĂ€ch: FĂŒr ein gutes Feedback-GesprĂ€ch ist es am besten dies in PrĂ€senz in einem 4-Augen-GesprĂ€ch zu tun. So werden Deine Worte zusĂ€tzlich durch Mimik und Gestik unterstrichen.
  2. Konstruktiv: Auch bei emotionalen Themen ist es wichtig, konstruktiv und sachlich zu bleiben. Vermutungen sollten beispielsweise nicht geĂ€ußert werden.
  3. Konkret: Das Feedback sollte möglichst konkret sein, also, dass Du Dich zum Beispiel auf eine bestimmte Situation beziehen solltest und Referenzen nennen kannst, anhand derer Du Dein Feedback verdeutlichen kannst.
  4. Zeitnah: Das Feedback zu einem Geschehen sollte immer zĂŒgig danach erfolgen. So stellst Du sicher, dass die Situation noch in Erinnerung ist und zugeordnet werden kann.
  5. Tipps geben: Vielleicht warst Du einmal in einer Àhnlichen Situation und hast Ideen, was helfen kann. Daher kannst Du der anderen Person auch Tipps mit an die Hand geben.
  6. Empathisch: Um das GesprÀch angenehm zu gestalten, solltest Du Dich in die andere Person hineinversetzen können. So kannst Du Dich auch im Vorfeld schon fragen, wie Dein Feedback ankommen wird.
  7. Positiv: Bei negativem Feedback sollte ein Ausgleich hergestellt werden, das heißt auch Positives zu erwĂ€hnen.
  8. Vorbereiten: Damit diese Regeln eingehalten werden, ist es hilfreich das GesprÀch vorzubereiten und vorher zu planen, was und wie Du etwas sagen möchtest und dir Formulierungen zurechtzulegen.

WWW-Regeln

ZusĂ€tzlich solltest Du Dich dabei an den drei Ws, also Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch, orientieren. Diese Regeln gelten fĂŒr die Person, die Feedback gibt.

  • Wahrnehmung: “Ich habe beobachtet, dass
”
  • Wirkung: “Das wirkt auf mich
”
  • Wunsch: “Ich wĂŒrde mir daher wĂŒnschen, dass
”

Dabei geht es vor allem darum, keine VorwĂŒrfe, sondern Beobachtungen zu Ă€ußern. Dabei solltest du konkrete Beispiele Ă€ußern, also etwa: „Mir ist aufgefallen, dass es Dir im Moment schwer fĂ€llt die Deadlines einzuhalten, wie letzte Woche bei der Fertigstellung der Kundenmail.“ Zudem werden die drei Ws immer als Ich-Botschaften formuliert.

Zwei Personen sich an einem Tisch gegenĂŒber und halten Kaffeetassen in der Hand

In einem FeedbackgesprÀch solltest Du bestimmte Regeln befolgen

Feedback annehmen

Eine (negative) RĂŒckmeldung anzunehmen, ist nicht immer einfach, denn oftmals nehmen Menschen es zu persönlich. Auch hier gibt es Feedbackregeln, die dabei helfen den Input zu verarbeiten und anzunehmen.

  • Aktiv zuhören: Damit das Feedback richtig aufgenommen werden kann, solltest Du die andere Person stets ausreden lassen. Zum aktiven Zuhören gehören außerdem nonverbale Signale, die das Zuhören signalisieren.
  • Fragen stellen: Falls Du etwas nicht richtig verstanden hast, solltest Du unbedingt Nachfragen stellen. Das zeigt Interesse und vermeidet Unklarheiten.
  • Feedback verarbeiten: Nach einem solchen GesprĂ€ch kann es hilfreich sein, ĂŒber das Gesagte in Ruhe nachzudenken und zu reflektieren.
  • Keine Rechtfertigung: Viele Personen neigen dazu, sich bei (vor allem negativem) Feedback rechtfertigen zu wollen. Dies sollte vermieden werden, da das GesprĂ€ch sonst zu stark ausufern und die Diskussion verschoben werden könnte.

Feedback-Methoden

Zu einer guten MitarbeiterfĂŒhrung gehört auch Feedback geben. Dabei bilden die Feedbackregeln geben einen Rahmen fĂŒr einen GesprĂ€chsverlauf. Doch es gibt zusĂ€tzlich hilfreiche Methoden, mit denen Du ein angenehmes FeedbackgesprĂ€ch fĂŒhren kannst und die zu der Entwicklung einer eigenen Feedbackkultur beitragen.

360-Grad-Feedback

Das 360-Grad-Feedback ist, wie der Name schon andeutet, eine Rundumbeurteilung. Das bedeutet, dass nicht nur FĂŒhrungskrĂ€fte und die entsprechende Person zusammensitzen, sondern auch andere Mitarbeitende, die Teamleitung und die Person selbst einen Teil zum Feedback beitragen. Das funktioniert am besten mit Hilfe eines Fragebogens.

Dadurch werden mehrere Sichtweisen in Betracht gezogen, die ein aufschlussreiches Feedback bieten. Nicht zuletzt da zu FĂŒhrungskrĂ€ften und Teammitgliedern jeweils ein anderes VerhĂ€ltnis besteht und eine andere Art der Zusammenarbeit stattfindet.

Klassisches FeedbackgesprÀch

Eine weit verbreitete Variante ist das MitarbeitergesprĂ€ch, das regelmĂ€ĂŸig z.B. einmal im Jahr stattfindet. Auch dabei zĂ€hlt die Vorbereitung. Am besten wird der Termin ein paar Wochen vorher festgelegt, sodass sich beide Parteien vorbereiten können.

Das GesprĂ€ch sollte in verschiedene Abschnitte unterteilt werden. Zuerst steht die Analyse des Ist-Status und Feedback dazu an. Das heißt, es wird besprochen, was bereits erreicht wurde, wo der Arbeitsschwerpunkt liegt und was eventuell verbessert werden muss. Danach sollten PlĂ€ne fĂŒr die Zukunft besprochen werden, also zum Beispiel welche Ziele erreicht werden sollen, aber auch Erwartungen. Zum Schluss kommen die persönlichen WĂŒnsche und Entwicklungsoptionen an die Reihe.

Zwei Frauen sitzen einander zugewandt an einem Tisch

Beim Feedbackgeben ist Empathie besonders wichtig

FĂŒnf-Finger-Methode

Feedback geben kann natĂŒrlich nicht nur im 4-Augen-GesprĂ€ch stattfinden, sondern auch im gesamten Team. Beispielsweise nach einem Projekt. FĂŒr kleine bis mittelgroße Gruppen ist die FĂŒnf-Finger-Methode besonders gut geeignet. Sie funktioniert ganz einfach und muss nicht vorbereitet werden. Die 5 Finger stehen dabei fĂŒr 5 Fragen:

Daumen: Was fand ich super?

Zeigefinger: Was habe ich gelernt?

Mittelfinger: Was kann verbessert werden? Was lief nicht so gut?

Ringfinger: Was habe ich gelernt?

Kleiner Finger: Was kam zu kurz?

Diese Fragen können dann entweder nach und nach beantwortet oder gemischt kommentiert werden, um so einen Austausch anzuregen. Diese Methode kann auch dabei unterstĂŒtzen die allgemeine Kommunikation am Arbeitsplatz zu verbessern.

Wie reagieren Menschen auf eine negative RĂŒckmeldungen?

Ein Modell, das die Reaktion auf negatives Feedback beschreibt, ist das SARA-Modell. Es besteht aus den vier Phasen:

  • S-Shock (Schock): Die erste Resonanz auf negatives Feedback ist hĂ€ufig eine Art Schock und das Ablehnen des Gesagten. In dieser Phase kommt es oft zu Rechtfertigungen.
  • A-Anger (Wut): Die zweite Phase ist dann Wut. Hier werden die Ă€ußeren EinflĂŒsse verantwortlich fĂŒr Fehler gemacht. Kritische Selbstreflexion findet in dieser Phase nicht statt.
  • R-Resistance (Widerstand): In der dritten Phase kommt es zum Widerstand gegen VerĂ€nderungen. Dabei werden hĂ€ufig Ausreden benutzt, um diese zu vermeiden.
  • A-Acceptance (Akzeptanz): Die letzte Phase ist die Akzeptanz. Das Feedback wird nun anerkannt und VerĂ€nderungen können nun umgesetzt werden.

Bei jeder Person können diese Phasen unterschiedlich ablaufen, manche werden vielleicht ĂŒbersprungen oder dauern mal lĂ€nger, mal kĂŒrzer. Konstruktives Feedback kann den Prozess jedoch abschwĂ€chen und verkĂŒrzen.

Fazit: Feedback geben, aber richtig

Feedback ist ein verlÀssliches Hilfsmittel, um MissverstÀndnisse zu vermeiden, die Mitarbeitenden zu motivieren, Dinge zu verÀndern oder auch sich selbst weiterzuentwickeln. Feedback ist also nicht nur Kritik, sondern kann auch Lob sein.

Feedback geben und annehmen erfordert die Bereitschaft, sich auf ein GesprĂ€ch einzulassen. Mit Hilfe der WWW-Regeln, den passenden Rahmenbedingungen, sowie Empathie lĂ€sst sich ein FeedbackgesprĂ€ch fĂŒr beide Seiten angenehm gestalten und trĂ€gt dazu bei, dass das Feedback angenommen und umgesetzt wird. Vor allem wichtig ist dabei die Kommunikation auf Augenhöhe durch das Einhalten der Feedbackregeln.

Hat Dir dieser Artikel gefallen? Gerne kannst Du den Beitrag hier bewerten:
[Anzahl: 1 Durchschnitt: 5]

Sarah Rasch

recherchiert fĂŒr den factro Blog und schreibt Artikel ĂŒber die neusten Entwicklungen im Bereich Projektmanagement.