KHZG — Gesundheit wird digital

von | 13.12.2023

Digitale Transformation im Gesundheitswesen

Zu wenig Personal, zu wenig Betten – KrankenhĂ€user sind oft am Limit ihrer KapazitĂ€ten. Besonders in der Corona-Pandemie kamen die MĂ€ngel zum Vorschein. Doch damit soll Schluss sein. Einheitliche Systeme und AblĂ€ufe, zentraler Zugang zu Informationen, digitale Dienste – um das zu ermöglichen, wurde das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) beschlossen. Das Ziel: Das Gesundheitssystem soll digital werden. Unter anderem sollen Strukturen gestĂ€rkt und Prozesse in Zukunft vereinfacht werden.

Doch was genau bedeutet das KHZG fĂŒr das Gesundheitswesen und wie kann es umgesetzt werden? Das erfĂ€hrst Du hier.

  1. Was ist das KHZG?
  2. Bis wann mĂŒssen KHZG-Projekte umgesetzt sein?
  3. Die KHZG FördertatbestÀnde
  4. KHZG-Umsetzung: So wird’s digital
  5. Fazit: KHZG erfordert Umdenken
Eine Person mit Arztkittel hÀlt ein Smartphone in der Hand

Das KHZG digitalisiert das Gesundheitssystem

1. Was ist das Krankenhauszukunftsgesetz

Das Krankenhauszukunftsgesetz (kurz: KHZG) legt den Grundstein fĂŒr die Digitalisierung im Gesundheitswesen in. Damit soll das Gesundheitssystem flexibler und einfacher werden und negative Auswirkungen wĂ€hrend der Corona-Pandemie, wie z.B. Schwierigkeiten beim Weiterreichen von Patientenakten und dadurch nachfolgenden Doppeluntersuchungen, entgegenwirken. Denn noch heute laufen viele Prozesse analog ab.

FĂŒr dieses Vorhaben werden knapp 4,3 Milliarden Euro bereitgestellt: 3 Milliarden Euro werden vom Bund zur VerfĂŒgung gestellt, LĂ€ndern und KrankenhaustrĂ€gern ĂŒbernehmen 1,3 Millarden Euro.


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Warum KHZG – Das sind die Ziele

Das zentrale Ziel ist der Ausbau der digitalen Infrastruktur und Services in KrankenhÀusern und Hochschulkliniken z.B. in der Notaufnahme, Entlassmanagement und der digitalen Nachsorge. Auch NotfallkapazitÀten sollen weiter gefördert werden. Zudem sollen die Patienten und Patientinnen aktiv in die Behandlung mit einbezogen werden.

Außerdem soll durch den Ausbau der elektronischen Patientenakte fĂŒr mehr Behandlungssicherheit und UnterstĂŒtzung des Austauschs sorgen. In der Vergangenheit wurde der Fokus eher auf die ambulanten Möglichkeiten wie die E-Akte oder das E-Rezept. FĂŒr diese Ziele wurden förderfĂ€hige Vorhaben festgelegt, die KHZG FördertatbestĂ€nde.

Das KHZ-Gesetz
Das Krankenhauszukunftsgesetz wurde am 18.09.2023 verabschiedet. DafĂŒr wurde vom Bundesamt fĂŒr Soziale Sicherung (BAS) ein Krankenhauszukunftsfond (KHZF) eingerichtet. Auch LĂ€nder und TrĂ€ger ĂŒbernehmen einen Teil der Kosten, somit kommt der KHZF auf ein Fördervolumen von 4,3 Milliarden Euro.

Die erste Evaluation ĂŒber den Fortschritt des KHZGs wurde am 30.06.2021 vorgenommen, die zweite Evaluation ist fĂŒr den 30.06.2024 angesetzt.

2. Bis wann mĂŒssen KHZG-Projekte umgesetzt sein?

Die erste Deadline fĂŒr das Abschließen der Muss-Kriterien war Ende 2024, nun wurde diese aber verlĂ€ngert. Nun beginnt die Erhebung der Umsetzung erst am 31.12.2025. Die Voraussetzung dafĂŒr ist, dass die Maßnahmen bis zum Jahresende 2024 beauftragt werden.

Auch die Frist fĂŒr die Nutzung der Muss-Maßnahmen wurde verlĂ€ngert, erst ab 2027 drohen Kliniken KHZG-Sanktionen, wenn sie bis zum 31.12.2027 nicht mindestens 60% der digitalen Neuerungen nutzen. Danach geht es stufenweise weiter: 2028 soll die Nutzung bei 70% und 2029 bei 80% liegen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der GKV-Spitzenverband einigten sich zudem auf eine Abschlagsvereinbarung bei fehlender Nutzung und Umsetzung der Maßnahmen. Ermittelt wird der Abschlag Ende 2025, 2026 tritt die Vereinbarung dann in Kraft.

Kann- und Muss-Kriterien KHZG

FĂŒr jeden Fördertatbestand gibt es außerdem jeweils Kann- und Muss-Kriterien:

  • Muss-Kriterien: Dies sind die Mindestanforderungen, die umgesetzt und berĂŒcksichtigt werden mĂŒssen. Sie sind in den KHZG Förderrichtlinien festgehalten.
  • Kann-Kriterien: Diese Kriterien sind optional und mĂŒssen nicht vollstĂ€ndig umgesetzt werden.
Eine Grafik mit dem Text "KHZG-Umsetzung digital meistern: Die Erfolgsgeschichte des Landeskrankenhaus AöR! Jetzt lesen"

3. Die KHZG FördertatbestÀnde

In dem Krankenhauszukunftsgesetz sind insgesamt 11 FördertatbestÀnde formuliert, die von dem BAS definiert wurden. Diese sollen mit Hilfe von Fördermitteln umgesetzt werden und so Kliniken digitaler machen.

Die 11 FördertatbestÀnde lauten:

  1. (Informations)technische Ausstattung der Notaufnahme, angepasst an den aktuellen Stand
  2. Patientenportale: Kommunikationsaufwand soll reduziert und Informationen schneller zugĂ€nglich gemacht werden. Außerdem: digitales Aufnahme-, Behandlungs, und Entlassungsmanagement
  3. Pflege- und Behandlungsdokumentation: Digitale Pflege- und Behandlungsleistungen und automatisierte, sprachbasierte Dokumentation
  4. EntscheidungsunterstĂŒtzung: Digitale Systeme, die bei der Wahl der Diagnostik, Therapie etc.
  5. Digitales Medikationsmanagement: Digitale Dokumentation von Medikation
  6. Digitaler Leistungsanforderungen: Digitale Anforderung und automatisierte Anforderung der Diagnose- und BehandlungsplÀne
  7. Cloud-Computing Systeme: Ein gemeinsames IT-System, die alle Infos gemĂ€ĂŸ den Datenschutzrichtlinien bereitstellen
  8. Versorgungsnachweissystem fĂŒr Betten: Digitales System, das Zusammenarbeiten von Rettungsdiensten, Leitstellen, KrankenhĂ€usern etc verbessert
  9. Telemedizinische Netzwerke: Beschaffung und Entwicklung telemedizinischer Systeme wie Videosprechstunden
  10. IT- und Cybersicherheit: IT-Sicherheit nach dem BSI-Gesetz verbessern
  11. Anpassung von Patientenzimmern: Umwandlung von Mehrbett- zu Ein- oder Zweibettzimmern, fĂŒr die Vorbereitung auf eine Pandemie
BlÀtter in einer Akte

Mit dem KHZG gehören Papierakten der Vergangenheit an

Herausforderungen bei der Umsetzung

Das Krankenhauszukunftsgesetz stellt Einrichtungen vor jede Menge Herausforderungen. So mĂŒssen in relativ kurzer Zeit viele Projekte realisiert werden. Das bedeutet, es mĂŒssen AntrĂ€ge gestellt, Ausschreibungen durchgefĂŒhrt und ein Vergabeverfahren geleitet werden.

Hinzu kommen die begrenzten (internen) Ressourcen bei der Umsetzung – gerade, weil oft im Gesundheitsbereich Personalmangel herrscht. Auch Zeit ist ein Faktor, der eine HĂŒrde darstellt, beispielsweise beim Feststellen des Reifegrades der Digitalisierung in einer Einrichtung. Und: wenn die Prozesse und Systeme erstmal etabliert sind, mĂŒssen sie auch gepflegt werden. Auch das kostet Zeit.

Auf der anderen Seite stehen Vorteile, wie Vereinfachung von Prozessen, umfassender Überblick ĂŒber Ressourcen und Patienten und Patientinnen. Der eingegrenzte Zeitraum setzt zudem den Fokus auf die Umsetzung, die sonst immer weiter hinausgezögert wird.

KHZG Zertifizierung und Schulungen
Viele KrankenhĂ€user suchen sich externe Dienstleister, wenn es um FördertatbestĂ€nde geht, die eine IT-Infrastruktur erfordern. Mittlerweile bietet das Bundesamt fĂŒr Soziale Sicherung (BAS) Schulungen fĂŒr Personen an, die bei einem IT-Dienstleister arbeiten und zur Umsetzung der FördertatbestĂ€nde gemĂ€ĂŸ KHZG beitragen. Diese Zertifizierung nach der Krankenhausstrukturfonds-Verordnung (KHSFV) ist Voraussetzung fĂŒr einige FördertatbestĂ€nde, um durch den Krankenhauszukunftsfond gefördert zu werden.

Hier findest Du weitere Infos zur Schulung:

KHZG Zertifizierung fĂŒr IT-Dienstleistungen (krankenhauszukunftsfonds.de)

4. KHZG-Umsetzung: So wird’s digital

FĂŒr die Umsetzung der KHZG FördertatbestĂ€nde muss ein Antrag bei dem BAS eingereicht werden. DafĂŒr muss zuerst der KrankenhaustrĂ€ger einen Bedarfsantrag an das Land stellen. Das entscheidet dann, fĂŒr welche Projekte eine Förderung beim BAS beantragt wird. Dieser Antrag wird dann vom Land an das BAS gestellt. Anschließend prĂŒft das BAS den Antrag und ob die Voraussetzungen erfĂŒllt sind. Bedingung fĂŒr die Fördermittel ist, dass sich das Land bzw. die Einrichtungen mit 30% an den Kosten beteiligen.

Wichtig bei der Antragstellung ist, dass je Einrichtung ein Antrag je Fördertatbestand gestellt werden muss.

Umsetzung starten

Wo soll man da anfangen? Zu Beginn ist es wichtig zu wissen was noch gebraucht wird und dementsprechend einen Plan zur Vorgehensweise zu erstellen:

  1. Digitalen Ist-Zustand analysieren: Welche Punkte sind (nicht) erfĂŒllt?
  2. Bedarfsanmeldung und AntrÀge platzieren: Welche Formulare werden benötigt?
  3. Digitalisierungskonzept erstellen: Welche Projekte stehen als Erstes an?
  4. Datensicherheit gewÀhrleisten: Sind genutzte Tools DSGVO-konform?
  5. Umsetzung und Implementierung: AuftrÀge ausschreiben und vergeben

Projekte digital umsetzen

Da im Zuge des Gesetzes viele verschiedene, einzelne Projekte auf KrankenhĂ€user zukommen, ist es hilfreich, ein zentrales System einzusetzen, mit dem diese umgesetzt werden können. Zum Beispiel mit einer Projektmanagement-Software. Mit einem solchen Tool können auch mehrere Projekte gleichzeitig gemanagt werden, zusĂ€tzlich hat man einen Überblick ĂŒber alle anstehenden Aufgaben.

Das ĂŒbersichtliche Gantt Chart in factro

Das ĂŒbersichtliche Gantt Chart in factro

Zu den Funktionen bei vielen Projektmanagement-Tools gehören zum Beispiel auch die Verwaltung von Dokumenten, die das Projekt betreffen. Also zum Beispiel die FörderungsantrĂ€ge, Genehmigungen etc. Auch eine Zeiterfassung wird in vielen PM-Softwares eingesetzt. So kann genau nachgehalten werden, wie viel Zeit in die Umsetzung von KHZ-Projekten fließt und geprĂŒft werden, ob das Budget eingehalten wird.

Auch die Zusammenarbeit mit Externen, wie beispielsweise Stakeholdern, ist in den meisten Tools möglich. So bleiben alle Beteiligten auf dem Laufenden.

In der Software factro ist es außerdem möglich, durch benutzerdefinierte Felder Kosten in Aufgaben, Paketen und Projekten darzustellen. So kann das Budget optimal ĂŒberwacht und im Notfall gegengesteuert werden.

5. Fazit: KHZG erfordert Umdenken

Das KHZG ist ein wichtiger Schritt fĂŒr ein digitalisiertes Gesundheitssystem. Dadurch können Ressourcen optimal genutzt und die Behandlung von Erkrankten verbessert werden. Durch den zentralen Zugriff auf Diagnosen und Medikation können Behandlungen zum Wohl des Patienten effektiver ablaufen. Auch der Alltag fĂŒrs Personal kann durch ein digitales Aufnahme- und Entlassmanagement erleichtert werden und Zeit sparen.

Doch die Umsetzung stellt viele KrankenhĂ€user vor Herausforderungen, wie etwa die schnelle Umsetzung der Muss-Kriterien. Bei der Organisation und Planung von Projekten kann eine Projektmanagement-Software unterstĂŒtzen.

WeiterfĂŒhrendes Material

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Sarah Rasch

recherchiert fĂŒr den factro Blog und schreibt Artikel ĂŒber die neusten Entwicklungen im Bereich Projektmanagement.