Fünf Fragen an Madeleine Kern

von | 06.02.2024

Ein Bild der Interviewten Madeleine Kern

Experten teilen ihr Know-How

Unsere Interview-Reihe “Fünf Fragen an” geht heute in die nächste Runde. Hier stehen Experten zu den Themen “Collaboration”, “digitale Zusammenarbeit” und “New Work” Rede und Antwort mit Tipps, Erfahrungen und einem Blick in die Zukunft.

Heute im Gespräch: Madeleine Kern. Sie ist bereits seit einigen Jahren im HR-Bereich tätig und hat sich 2019 mit ihrem Unternehmen „Personalmarketing Kern“ selbstständig gemacht. Dort bietet sie Workshops und Beratungen rund um das Thema Personalarbeit an.

factro: Was ist für Dich New Work? Und was nicht?

Madeleine Kern: New Work ist für mich vor allem eine Frage der Einstellung und Sichtweise auf die heutige Arbeitswelt. So geht es für mich im ersten Schritt darum zuzuhören, welche Bedürfnisse Mitarbeitende an die Arbeitsweise und Arbeitsumgebung haben und ob und wie ein Arbeitgeber diese dann erfüllt. Es ist also nicht pauschal ein Großraumbüro mit lustigen Möbeln, sondern die Einrichtung, die die Belegschaft für ein gutes Arbeiten braucht. Es ist nicht pauschal die 4-Tage-Woche für alle, sondern ein Angebot an flexiblen Arbeitszeiten, aus denen Mitarbeitende wählen können. Nur um mal 2 Beispiele zu nennen.


factro: Welche Chancen bietet New Work für Unternehmen?

Madeleine Kern: Zunächst hilft der New Work-Gedanke ja bei der Selbstreflexion. Was kann ich als Arbeitgeber heute schon anbieten, wie sind wir bezüglich Arbeitsbedingungen aufgestellt? Und im nächsten Schritt bietet es die Chance, sich zu verändern und zu verbessern, und zwar in die Wunschrichtung des Teams. Die größte Chance, die dann dahintersteckt, ist eine größere Mitarbeiterzufriedenheit und damit auch eine bessere Bindung.


factro: Was sind für Dich die entscheidenden und unmittelbaren Mehrwerte digitaler Zusammenarbeit? Warum sollten Unternehmen und Organisationen dieses Thema besser sofort als später angehen?

Madeleine Kern: Der Mehrwert, der am meisten Arbeit macht beim Digitalisieren, ist das Digitalisieren … Ja, klingt komisch… Aber um erfolgreich digital zusammenarbeiten zu können, dürfen nirgendwo mehr Papierordner stehen. Jetzt lachen 2 Arten von Unternehmen: Die einen, die noch nie Ordner hatten (Start-ups). Die anderen (vor Verzweiflung), weil sie keine Ahnung haben, wie sie die tausenden Ordner jemals in ihren Computer bekommen sollen.

Doch es ist für Umwelt und Zusammenarbeit sehr wichtig, dass alles digital funktioniert. So entsteht der Mehrwert, dass ein Team flexibel zusammenarbeiten kann. Zeitlich und örtlich. Alle können von überall zu jeder Zeit Projekte vorantreiben und Prozesse bearbeiten, wenn diese digital abgebildet werden. Bei einem weltweiten Team bedeutet das sogar, dass 24 Stunden am Projekt gearbeitet wird. Rund um den Globus – rund um die Uhr. Ohne Flugzeiten und ohne Papier. Super!

Und auch lokale Unternehmen können mit digitaler Zusammenarbeit flexibleres Arbeiten ermöglichen. So kann ich als Unternehmen davon profitieren, Arbeitskräfte an einem bisher unmöglichen Standort einzustellen und habe eine viel größere Zielgruppe bei der Personalsuche.


factro: Was ist Deiner Ansicht nach die größte Herausforderung bei der Umsetzung digitaler Zusammenarbeit?

Madeleine Kern: Die Herausforderung ist vor allem dann sehr hoch, wenn es eine Umstellung ist. Wie ich bereits oben geschrieben habe, ist das Digitalisieren von vielen Ordnern eine große Hürde. Es kostet viel Zeit und auch Geld, Prozesse zu digitalisieren und entsprechend online verfügbar abzubilden. Das muss man wollen. Und zwar alle Beteiligten.

Und da haben wir die nächste große Herausforderung: Der Mensch und seine Gewohnheiten. Manchen Leuten fällt es sehr schwer, sich überhaupt vorzustellen, wie man eine Entscheidung ohne ein persönliches Treffen fällen soll. Was hatten wir in der HR-Welt für Diskussionen, ob es überhaupt möglich ist, jemanden einzustellen, ohne sich einmal zu treffen. Da wurden dann Bewebungsspaziergänge gemacht, damit man an der frischen Luft ist. Aber Hauptsache ein echtes Treffen. Mittlerweile wissen wir, dass auch das digital geht.


factro: Was macht einen Digital Leader aus und welche Kompetenzen muss er/sie mitbringen oder entwickeln?

Madeleine Kern: Für mich ist ein Digital Leader eine Führungskraft, die es schafft, ein Team ohne Kontakt zu führen. Und das ist eine echte Herausforderung. Das bedeutet im ersten Schritt sehr viel Vertrauen ins Team zu haben. Außerdem muss hier ergebnisorientiert gearbeitet und am Ende auch bewertet werden. Denn es ist unmöglich, die Arbeitszeit und die Arbeitsweise zu kontrollieren.

Gleichzeitig ist es notwendig, eine Balance zu finden zwischen Vertrauen und Kontrolle und Aufmerksamkeit. Manche Teammitglieder trauen sich vielleicht nicht, früh genug Fragen zu stellen oder Probleme in Onlinemeetings anzusprechen.

Ein Gespür dafür in der digitalen Zusammenarbeit zu bekommen finde ich sehr wichtig, aber unglaublich schwierig. Wir Menschen können andere besser „lesen“, wenn wir in einem echten Raum sind. Das liegt daran, dass unser Unterbewusstsein ganz viele kleine Zeichen sieht und interpretiert, die wir am Bildschirm nicht erkennen können. Und wir müssen auch eines bedenken und akzeptieren: Wir sind Menschen und soziale Wesen. Nicht alle sind für eine digitale Zusammenarbeit geschaffen. Manche mehr, manche weniger.


Über Madeleine Kern:
Madeleine Kern lebt und liebt herausragende Personalarbeit und gründete 2019 ihr eigenes Unternehmen “Personalmarketing Kern”. Sie unterstützt kleine, mittlere und große Unternehmen mit individuellen Workshops und Beratung, deren Stellenanzeigen und Arbeitgebermarke zu optimieren, sich bestmöglich bei potenziellen Bewerbern zu positionieren und somit die passenden Kandidatinnen und Kandidaten zu finden.

Ihre große Vision ist es, das Personalmarketing in Deutschland zu verbessern, damit Arbeitgeber Freude an der Personalsuche haben und das Bewerben Spaß macht.

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Sarah Rasch

recherchiert für den factro Blog und schreibt Artikel über die neusten Entwicklungen im Bereich Projektmanagement.